17.03.2020

Noch einen Tag wird mir gegeben. Wie übrig, habe ich vor allem meinem Handy einen Griff gegeben. Endlich die Anzahl der Infektionsfälle in Deutschland überhole die von meinem Heimatland. Egal ob ich die Nachrichten lesen wollte oder nicht, ließen sich die Informationen schon mir zugehen. Ohne Absicht konnte ich bereits wissen, wie viele neu Erkrankte es gebe und wie viele Menschen an diesem Virus gestorben seien. Und schließlich musste ich eine Nachricht lesen, die ich möglichst lange ignorieren wollte: Der Semesterstart werde mindestens bis zum Anfang Mai verschoben. Letzte Woche war es am Ende der Osterferien. Nun ja, nur mit der Glorie der Auferstehung Christi wäre dieser abscheuliche Virus nicht zu vernichten. Halleluja!

Die meisten Medien bemühten sich, die Menschen in Quarantäne zu unterhalten. Oder sie strengten sich an, den Menschen möglichst viele Ratschläge zu geben, damit man die Quarantäne-Tagen überwinden kann. Meistenfalls lauten die Ratschläge so: Geh spazieren, lies Bücher, hör Musik, sei freundlich miteinander… Mir scheint es nämlich, dass man vielleicht so fände, als ob diese Corona Krise ein unverhoffter Urlaub wäre. Macht das Sinn? Natürlich macht das. Es ist schon vorstellbar, dass die Aufforderung der Reduzierung der sozialen Kontakte denjenigen ziemlich gut passt, die von Natur introvertiert sind. Ich wette, dass ich auch damit zufrieden wäre, falls ich noch in Korea bleiben würde. Aber genau das ist das Ding: ich bin jetzt in Deutschland.

Als es noch nur wenige Fälle der Angesteckten gab, waren die Leute mir immer freundlich. Sogar gab es einige Deutsche, die mir gerne anzusprechen versuchten. Und jetzt? Als ich gestern unterwegs zum Einkaufen war, im Straßenbahn, gab es ein heftig hustendes Kind vor mir, und fast alle Fahrgäste schielten mir, nicht heimlich, als ob ich ein Virusträger gewesen wäre. Nachdem sie sehen und bestätigen konnten, dass das nicht ich, sondern ein deutsch-deutsches Kind war, beruhigten sie sich endlich. Dürfte ich ihnen Vorwürfe ausüben? Finde ich nicht so. Es ist ja plausibel, dass man vor den unbekannten Verhältnissen große Angst hat und die Fremde nicht in Kauf nehmen möchte. Aber was soll ich tun denn? Geh nach Hause? Auch wenn es kein Flug gäbe? Weiß ich nicht… Ich weiß echt nicht, was ich tun soll…

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